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Insekten-Convenience aus Erlangen: Startup Imago bietet Burger, Falafel und Knäckebrot mit Grillenmehl

Das fränkische Startup Imago Insect Products hat einen Fokus auf Grundmischungen, mit denen sich Insekten-Gerichte kinderleicht zubereiten lassen. Wir haben’s ausprobiert.

Neben verzehrsfertigem Knäckebrot sowie Müsli- und Schokoriegeln mit Grillenmehl, finden sich im Online-Shop von Imago Insect Products Trockenmischungen für verschiedene Insektenlebensmittel und -gerichte.* Damit lassen sich schnell und einfach beispielsweise Falafel, Insekten-Burger, Chili, Insekten-Brot oder Nudeln mit Insekten-Bolognese-Sauce zubereiten.

Insekten-Gerichte so einfach wie möglich

Mit diesem Convenience-Ansatz will es das Unternehmen seinen Kunden so einfach wie möglich machen, essbare Insekten in den Alltag zu integrieren. „Seien wir ehrlich. Wenn ich heute jemandem ein Kilogramm ganze Insekten oder Insektenpulver in die Hand drücke und sage ‚Koch uns was leckeres‘, weiß heute im Prinzip niemand, was er mit den Insekten anfangen soll“, erklärt Imago-Geschäftsführer Sven Hochstrat im Gespräch mit Insektenwirtschaft.de. Mit den angebotenen Fast-Fertig-Produkten hingegen entstehen – kombiniert mit frischen Zutaten aus dem Supermarkt – in kurzer Zeit vollwertige Mahlzeiten.

Insekten-Falafel
Grillen-Falafel: Kichererbsen-Bratlinge mit 10% Insektenmehl aus Hausgrillen. Mit der Trockenmischung von Imago in 30 Minuten fertig.*

Convenience, Geschmack … und Preis

Neben der Convenience steht für den Gründer der Geschmack der Produkte im Vordergrund: „Wir wollen niemanden belehren, sondern mit leckeren Alternativen verführen“. Hochstrat ist sich des Preisbewusstseins der deutschen Verbraucher bewusst:

„Wir wollen es schaffen, dass Lebensmittel mit essbaren Insekten zu erschwinglichen Preisen verfügbar werden.“

Die oftmals hohen Preise am Markt seien auf die aktuell noch hohen Produktionskosten für Speiseinsekten zurückzuführen. Dies erschwere jedoch, dass sich Insekten-Produkte nennenswert in einem breiteren Markt etablieren können: „Vielleicht mal zum Probieren oder als Scherzartikel aber nicht im täglichen Gebrauch.“ Daran arbeite Imago.

Insektenbrot im Aufwind

Der Großteil der Convenience-Produkte von Imago enthält 9–10 Prozent Insektenmehl aus Hausgrillen/Heimchen (Acheta Domesticus). Das Knäckebrot kommt auf einen Proteingehalt von 18 Prozent. Für Backwaren mit Insekten sieht Hochstrat eine positive Zukunft: „Wir haben eine gute Zukunftsprognose für einige Produktvarianten wie Proteinbrot ohne Laktose oder Eier sowie auch für glutenfreie Varianten. Das Knäckebrot ist nur ein erster Schritt in diese Richtung und wir haben noch viele Ideen um die Kategorie Backwaren und Gebäck auszubauen.“

Herausforderungen der Gründungszeit

Zusammen mit drei Partnern hat Hochstrat seine Firma im März 2015 gegründet. Mitte 2017 startete Imago einen Test-Shop und passte nach den ersten Verkaufserfahrungen das Geschäftsmodell an. Im Juni 2018 wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt, im Juli gingen die neuen Produkte in den Verkauf.

Soja-Insekten-Chili
Chili con grillos: Soja-Insekten-Chili mit 20% Sojasplittern und 10% Insektenmehl aus Hausgrillen. Mit der Trockenmischung von Imago in 6 Minuten fertig.*

Die ersten Jahre nach der Gründung seien von diversen Herausforderungen geprägt gewesen, resümiert Hochstrat. Zu den zunächst unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen für Speiseinsekten in Deutschland kamen Hürden logistischer Art hinzu, die zu überwinden waren. Imago bezieht seine Insekten von spezialisierten Insektenfarmen aus Thailand. „Damals gab es die Insekten nur in nasser Form, sprich wir hätten eine Kühlkette von Asien bei zum Endkunden installieren müssen“, erinnert sich Hochstrat. Für eine Produktion in Thailand hatte sich das Unternehmen aufgrund der seit Jahren gesammelten Erfahrungen der Farmen dort entschieden. Das spätere Gründerteam hatte Thailand vor der Gründung mehrmals besucht, sich vor Ort mit Wissenschaftlern und Insektenfarmern ausgetauscht.

Hausgrillen von spezialisierten Farmen in Thailand

Die thailändischen Farmen würden unter Lebensmittelbedingungen produzieren, das heißt unter hohen Hygiene- und Qualitätsstandards, HACCP-Dokumente bieten und Labortests würden standardtechnisch durchgeführt, erklärt Hochstrat. Der Transportweg sei sicherlich ein Diskussionspunkt, bei hohen Mengen verbessere sich die Klimabilanz aber. Und:

„Ob die Zucht in Europa letztlich nachhaltiger sein kann, muss noch bewertet werden.“

In Thailand seien die klimatischen Bedingungen das ganze Jahr ideal, um Grillen zu züchten. „Somit braucht es weder Heizung oder Kühlung, noch eine Kontrolle der Luftfeuchtigkeit, die bei allen europäischen Farmen nötig ist“, gibt Hochstrat zu Bedenken.

Imago-Produkte auch im stationären Vertrieb

Aufgrund der Herausforderungen nach dem Start seien zwei der Gründer frühzeitig ausgestiegen. Heute betreibt Sven Hochstrat das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau Anja Bromberger-Hochstrat. Mit Blick auf das wachsende Interesse an seinen Produkten sei jedoch geplant, das Team in naher Zukunft auf sechs Personen auszubauen.

„Wir müssen hier noch viel mehr direkt an die Kunden ran und das Gespräch mit ihnen suchen.“

Der Vertrieb im Einzelhandel ist kürzlich angelaufen, seit zwei Wochen können die Produkte zudem in Ingolstadt gekauft werden. „Weitere Gespräche laufen aktuell“, so Sven Hochstrat.


* Unbezahlte Kooperation. Die gezeigten Produkte wurden uns kostenlos zur Verfügung gestellt.

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