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Bioinsekten: Startup Wicked Cricked will erste Speiseinsektenfarm mit Bio-Zertifizierung aufbauen

Das Münchner Speiseinsekten-Startup Wicked Cricked will Deutschlands erste Insektenfarm mit Bio-Zertifizierung aufbauen und hat dafür eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Eine Pionier-Idee mit Herausforderungen.

Wicked Cricked aus München vertreibt Hausgrillen geröstet und gewürzt als Snack in verschiedenen Geschmacksrichtungen. In naher Zukunft will das Insektenfood-Startup als erstes Unternehmen in Deutschland (und der EU) Grillen aus Bio-Aufzucht anbieten. Eine Bio-Zertifizierung für Speiseinsekten gibt es jedoch in der EU bislang nicht. Um eine Pilotanlage zu errichten und die Grundlagen für eine Zertifizierung zu legen, haben die drei Unternehmer, Mathias Rasch, Josef Hirte und Josef Köhl, im September eine Crowdfunding-Kampagne bei Startnext gestartet. Als erstes Fundingziel sind 6.000 Euro, als zweites 12.500 Euro angesetzt.

Insektenfood-Startup Wicked Cricked bietet geröstete und gewürzte Grillen als Snack
Das Insektenfood-Startup Wicked Cricked bietet geröstete und gewürzte Grillen als Snack. Foto: Pressebild Wicked Cricked

Projekt „Grüne Grille“

Wicked Cricked nennt das Ganze Projekt Grüne Grille. „Unsere Insektenzucht soll kurze Transportwege in Zucht und Veredelung, ein nachhaltiges Zuchtkonzept und eine Bio-Zertifizierung nach EU-Richtlinien ermöglichen. Modular erweiterbar, teilautomatisiert und nach höchsten Lebensmittelstandards“, teilt das Unternehmen mit. „Auch wollen wir Kreisläufe schließen, darunter verstehen wir die effektive Nutzung von ungenutzter Energie, zum Beispiel Abwärme von Servern und Biogasanlagen, oder die Verwendung von Reststoffen für Futtermittel der Speiseinsekten.“ Die Insektenfarm soll ihren Platz in einem Container im Schlachthofviertel inmitten von München finden. Hier gebe es eine geeignete Infrastruktur und Möglichkeiten zur Direktabnahme von Speiseinsekten. Bei erfolgreicher Finanzierung soll es bereits im Dezember mit der Zucht losgehen.

Team von Wicked Cricked: Josef Hirte, Josef Köhl und Mathias Rasch
Team von Wicked Cricked: Josef Hirte, Josef Köhl und Mathias Rasch (v.l.n.r.). Foto: Pressebild Wicked Cricket

Bislang keine Bio-Insekten aus der EU

Bislang gibt es in der EU keine Bio-Zertifizierung für Speiseinsekten. Insektenprodukte mit Bio-Siegel auf dem deutschen Markt greifen auf Speiseinsekten aus Kanada zurück, wo es eine Bio-Zertifizierung gibt. In der Schweiz hat der Dachverband Bio Suisse Leitlinien für die Insektenzucht verfasst. Nach diesen müssen zum Beispiel in der Zucht verwendete Futtermittel, Reinigungs- und Desinfektionsmittel Bioqualität haben.

In Deutschland nur Bio-Richtlinie für Futterinsekten

In Deutschland hat Naturland die EU-weit erste Öko-Erzeugerrichtlinie für Insekten verabschiedet, die jedoch nur für Insekten als Futtermittel, zum Beispiel für den Einsatz in Bio-Aquakulturen, gilt. Die Richtlinie definiert grundlegende Haltungsbedingungen für sieben Arten von Käfern, Fliegen und Heuschrecken in der Insektenproduktion:

  • Dazu gehört das Verbot von Verstümmelungen, wie etwa das Beschneiden von Flügeln oder Entfernen von Sprungbeinen.
  • Zudem macht die Richtlinie Vorgaben für die Fütterung. Hier sollen in erster Linie ökologisch-pflanzliche Nebenprodukte und Reststoffe aus der Verarbeitung eingesetzt werden.
  • Die Tötung muss schonend und so schnell wie möglich erfolgen – mittels Temperaturschock direkt im Aufzuchtbetrieb.

Inwiefern sich die Vorgaben für die Lebensmittelproduktion übertragen lassen, ist offen. „Wir stehen frisch in Kontakt mit Naturland und werden uns an die ausgearbeitete Erzeugerrichtlinie für Bio-Futterinsekten halten“, so Wicked Cricket gegenüber insektenwirtschaft.de. Auch wolle man die Bio-Richtlinien aus Kanada und der Schweiz hinzuziehen. „Diese drei Richtlinien dienen uns zusammengenommen definitiv als Mindestanforderung. Gleichzeitig bemühen wir uns um Kooperationen mit Bioverbänden“, heißt es aus München.

Futter in Bio-Qualität

Beim Futter lege Wicked Cricked Wert auf die Verwendung vielseitiger Futtermittel in Bio-Qualität. „Unsere Grillen bekommen eine Mischung aus Frischfutter, zum Beispiel frisches Gras, Obst, und Gemüse, und Kraftfutter, zum Beispiel Hafer.“ Die Futtermittel sollen dabei nicht in Konkurrenz zu Lebensmitteln für den menschlichen Verzehr stehen, es soll sich bestenfalls um frische und hochwertige ökologische Neben- und Reststoffe handeln, die ansonsten im Abfall landen würden.

Vielleicht stammt die erste Grille mit Bio-Siegel in der EU bald aus München. Bis dahin sind jedoch noch einige Herausforderungen zu meistern.

Die Crowdfunding-Kampagne von Wicked Cricked bei Startnext läuft noch bis zum 29. Oktober 2019 um 12 Uhr (https://www.startnext.com/gruenegrille).

Grillen in der Zubereitung.
Grillen in der Zubereitung. Foto: Pressebild Wicked Cricket

Artikelbild (oben): Pressebild Wicked Cricked

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